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Haltung entwickeln, Kinder stärken: Geschlechterreflektierende Bildung in Ganztagsangeboten

Anna Kallage

Aktualisiert: 18. Dez. 2024

Foto: Welche Bilder hast du im Kopf, wenn du an „männlich“ und „weiblich“ denkst? Die Teilnehmenden sammeln.
Welche Bilder hast du im Kopf, wenn du an „männlich“ und „weiblich“ denkst? Die Teilnehmenden sammeln. (Bildrechte Natalie Bötig)

Von Anna Kallage


Was bedeutet es, ein Mädchen zu sein? Was dürfen Jungen fühlen? Was heißt „non-binär“? Und wie beeinflussen Geschlechterrollen Menschen bis ins Erwachsenenalter?

 

Geschlechterstereotype prägen unser Denken und Verhalten von klein auf. Kinder wissen oft früher, was als „typisch Junge“ oder „typisch Mädchen“ gilt, als sie andere soziale Kategorien lernen: Das liegt unter anderem daran, dass man der Kategorie Geschlecht nicht entkommt: Sprache, Werbung, Farben, Bewertung von Verhalten und Gefühlen – Geschlechterzuschreibungen sind omnipräsent und teilweise nur unterbewusst wirksam.

 

Bereits vor der Geburt, ab der sogenannten Geschlechtsverkündung, begegnen Erwachsene Babys unterschiedlich, je nachdem, welches Geschlecht ihnen zugeschrieben wird. Dies zeigt sich z.B. durch unterschiedliche Stimmlagen oder durch die Nutzung von mehr oder weniger Worten. Auch welches Spielmaterial Kindern und Jugendlichen angeboten wird oder welches kindliche Verhalten bestärkt bzw. abgelehnt wird, hängt oft vom angenommenen Geschlecht ab.


KURZ UND KNAPP: WAS HEIßT GESCHLECHT? 

Der Begriff „Geschlecht“ umfasst das biologische sowie das soziale Geschlecht.

Das biologische Geschlecht umfasst Chromosomen, Hormone sowie innere und äußere Geschlechtsorgane.

Das soziale Geschlecht umfasst zum einen die eigene Geschlechtsidentität (das innere Wissen über die eigene Geschlechtszugehörigkeit) und zum anderen gesellschaftliche Geschlechterzuschreibungen, also die sozial und kulturell geprägten Vorstellungen über Geschlecht.

 

WARUM IST ES WICHTIG, ÜBER GESCHLECHT ZU SPRECHEN?

Foto: Die Teilnehmenden betrachten die gesammelten Gedanken zu „weiblich“ und „männlich“. Das Feedback: Ganz schön viele Klischees!
Die Teilnehmenden betrachten die gesammelten Gedanken zu „weiblich“ und „männlich“. Das Feedback: Ganz schön viele Klischees! (Bildrechte Natalie Bötig)

Jede Person ist von Geschlecht betroffen: Starre Geschlechterrollen schränken ein, verstärken Ungleichheiten und fördern Diskriminierung – das gilt für Menschen jeden Alters.

 

Seit dem Kinder- und Jugendstärkungsgesetz 2021 gehört zum pädagogischen Auftrag der Jugendhilfe, „die unterschiedlichen Lebenslagen von Mädchen, Jungen sowie transidenten, nichtbinären und intergeschlechtlichen jungen Menschen zu berücksichtigen, Benachteiligungen abzubauen und die Gleichberechtigung der Geschlechter zu fördern“. (§ 9 SGB VIII Abs. 3) Diese explizite Benennung von geschlechtlicher Vielfalt stärkt die Rechte betroffener Kinder und Jugendlicher. Sie fordert außerdem ein, dass pädagogische Einrichtungen und Fachkräfte sich fortbilden. Denn die Förderung der Gleichberechtigung aller Geschlechter erfordert Wissen und Reflexion für einen sicheren Umgang – genau hier setzt die Mücke an.

 

DIE MÜCKE: BILDUNGSARBEIT FÜR VIELFALT UND GERECHTIGKEIT

Die Mücke setzt sich für Geschlechtergerechtigkeit, gesellschaftliche Teilhabe und Vielfalt ein. Mit Workshops, Fortbildungen und Projekten fördert sie Reflexion und Veränderung in pädagogischen Kontexten – für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

 

ANGEBOTE FÜR KINDER UND JUGENDLICHE

Die Mücke bietet Workshops, Projekte und Ganztagsangebote für Kinder und Jugendliche an. Spielerisch und altersgerecht setzen sie sich mit Fragen wie „Wer bin ich?“, „Was macht mich aus?“, oder „Wie gestalten wir eine gerechte Gemeinschaft?“ auseinander.

 

Als Ganztagsangebote können das zum Beispiel folgende Projekte sein:

 

  • Theater der Vielfalt (5.-12. Klasse): In diesem Theaterprojekt erkunden die Teilnehmenden Identität und Geschlechterrollen und kommen ins Spielen und in den Austausch. Gemeinsam wird ein Stück entwickelt und auf die Bühne gebracht.

 

  • Ich&Wir-AG (1.-4. Klasse): Mit Methoden aus Kunst-, Spiel- und Erlebnispädagogik entdecken Kinder, was sie ausmacht und wie sie als Gruppe agieren können.

 

  • Film-AGs (1.-4. sowie 5.-12. Klasse): Mit vielfältigen Methoden lernen Kinder und Jugendliche, Filme zu erstellen. Sie reflektieren dabei ihre eigene Identität und Rollenbilder sowie den Umgang mit Medien.

 

  • AG Geschlechtergerechte Schule (5.-12. Klasse): Die Teilnehmenden entwickeln Maßnahmen, um ihre Schule geschlechtergerechter zu gestalten und setzen diese in Absprache mit der Schule um.

 

Die ersten drei Projekte können wöchentlich über ein Schuljahr stattfinden, mit 1–2 Stunden pro Woche, oder als kompakte Projekttage, beispielsweise in den Ferien. Die AG Geschlechtergerechte Schule sollte immer regelmäßig, z. B. wöchentlich, stattfinden.

 

Die Workshops fördern Selbstbewusstsein, soziale Kompetenzen und ein Bewusstsein für Gerechtigkeit – und machen Spaß! Sie bieten geschützte Räume, um über Themen wie Diskriminierung, Privilegien und Identität zu sprechen und sich kreativ und spielerisch auszuprobieren – immer angepasst an das Alter und die Bedürfnisse der Teilnehmenden.

Foto: Ein Kind fragt die Mücke auf einem Plakat: „Muss man als Mädchen lange Haare haben?“
Ein Kind fragt die Mücke auf einem Plakat: „Muss man als Mädchen lange Haare haben?“ (Bildrechte Anna Kallage)

Angebote für Erwachsene: Wissen, Reflexion und Handlungsoptionen

Die Suche nach der eigenen Geschlechtsidentität ist bei Kindern und Jugendlichen ein zentrales Thema. Auch der Umgang mit Geschlechterdiversität gehört in Schulen und pädagogischen Einrichtungen mittlerweile oft zum Alltag. Viele pädagogische Fachkräfte haben Fragen und sind noch nicht ausreichend geschult, wenn es darum geht, Heranwachsende bei diesen Themen zu begleiten.

 

Fortbildungen der Mücke zu geschlechterreflektierender Pädagogik geben Einblicke in die Auswirkungen von Geschlechterrollen und bieten Input zu geschlechtlicher Vielfalt. So gewinnen Pädagog*innen Sicherheit im Umgang mit dem Thema Geschlecht in der pädagogischen Arbeit. Die Mücke bietet außerdem Fallberatung und Prozessbegleitung an für pädagogische Teams und Einrichtungen, z. B. nach konkreten Vorfällen oder wenn sich eine Einrichtung Ge aufstellen will.

 

Wir arbeiten auch mit Eltern und Bezugspersonen. Unser regelmäßig stattfindender Online-Workshop zu geschlechterreflektierender Pädagogik vermittelt Wissen und bietet Raum für Austausch. Zudem begleiten wir thematische Elternabende oder unterstützen Bezugspersonen bei konkreten Fragestellungen.

 

PRAXISNAH, VIELFÄLTIG UND HANDLUNGSORIENTIERT

Die Mücke kombiniert theoretisches Wissen mit vielfältigen Methoden, auch aus der Kultur- und Theaterpädagogik. Angesprochen werden Kopf, Körper und Emotion. Wichtig ist der Mücke Handlungsfähigkeit: Die Fortbildungen und Workshops sollen Menschen befähigen, geschlechterreflektierendes Handeln in den pädagogischen Alltag einzubinden. „Wir sind alle mega inspiriert und Feuer und Flamme für die Weiterarbeit aus euren Workshops gegangen. Ich hoffe, dass diese Impulse noch lange anhalten und wir hier einen Schritt weiterkommen“, sagt die Bereichsleiterin eines AWO-Bezirksverbands nach ihrer Teilnahme an einer Fortbildung der Mücke.

 

Foto: Bücher, Spiele, Medien: Wie können Pädagog*innen ein geschlechterreflektierendes Umfeld schaffen? In Kleingruppen tauschen sich die Teilnehmenden dazu aus.
Bücher, Spiele, Medien: Wie können Pädagog*innen ein geschlechterreflektierendes Umfeld schaffen? In Kleingruppen tauschen sich die Teilnehmenden dazu aus. (Bildrechte Han Ott)

MEHR SICHERHEIT IM UMGANG MIT GESCHLECHT UND VIELFALT ERLANGEN

Die Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen ist wichtig für eine gerechtere Gesellschaft. Die Mücke schafft dafür Räume in Schulen und Kitas und weiteren pädagogischen Einrichtungen – in Leipzig, Sachsen und deutschlandweit. Wir kommen dafür vorzugsweise vor Ort in die Einrichtungen, aber auch Online-Formate sind möglich. Bei Interesse freut sich die Mücke über eine Mail an kontakt@die-muecke.de.

 

KONTAKT

Webseite: die-muecke.de

Instagram: @die_muecke_leipzig


Anna Kallage ist Kulturpädagogin, Bildungsreferentin und Projektkoordinatorin. Sie lebt in Leipzig, arbeitet dort in einem Designbüro und hat 2023 mit Han Ott die Mücke gegründet. 

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